Schultern und Arme – ein Wunderwerk an Beweglichkeit VII

Schultern und Arme – ein Wunderwerk an Beweglichkeit VII

Schultern und Arme – ein Wunderwerk an Beweglichkeit VII 3508 2480 Angelika Grassel

Das eigentliche Schultergelenk

Im Februar möchte ich mich dem Schultergelenk widmen – also der gelenkigen Verbindung zwischen den Oberarmköpfen und den Schulterblättern rechts und links. Die Pfanne des Schultergelenks (Fossa glenoidalis) wird vom Schulterblatt gebildet. Der Gelenkpartner ist der Oberarmkopf (Caput humeri). Beide Gelenkflächen sind von Gelenkknorpel überzogen, was reibungsloses Bewegen gewährleistet. Auf dem kleinen Röntgenbild ist zu erkennen, dass es einen großen Unterschied zwischen Pfannengröße (rote Linie) und Kopfgröße (blaue Linie) gibt. Die Gelenkfläche der Pfanne ist viermal kleiner als die Gelenkfläche des Oberarmkopfes. Das bringt den Vorteil, dass unsere Schultergelenke sehr beweglich sind. Wichtig für die einwandfreie Funktion unserer Schultern ist ein gutes Zusammenspiel zwischen Muskulatur und Gelenkbewegung. Und es gibt natürlich noch weitere Faktoren, die die Inkonkruenz der Gelenkpartner ausggleichen: die jeweiligen Knorpelschichten ergänzen sich derart, dass eine höhere Passgenauigkeit und damit mehr Stabilität erreicht wird. Desweiteren gibt es in jedem Schultergelenk eine Gelenklippe, die die Pfanne funktionell vergrößert und zusätzlich zu einer besseren Anpassung der Gelenkpartner führt. Schultergelenke und Schultergürtel sind wirklich fragile Elemente, die etwas Aufmerksamkeit und Körperwissen brauchen, um ihre Aufgaben möglichst lange beibehalten zu können.

Kleine Anleitung für den Alltag:
Sie können die folgende Verkörperung im Stehen oder Sitzen ausführen. Bei beiden Positionen sollte Ihr Körper gut ausgerichtet und zentriert sein. Üben Sie zuerst wieder mit einer Seite, nehmen Sie wahr und vergleichen Sie die beiden Seiten und üben Sie danach mit der zweiten Seite.
Wenn Sie einen Arm bis zur Waagrechten seitlich anheben, muss Ihr Oberarmkopf eine Bewegung im Gelenk durchführen. Es ist für die Bewegung jedoch nicht zielführend, wenn der Kopf nur nach oben rollt – dann würde er gegen das knöcherne Schulterdach (siehe erste Einheit „Schultergürtel“) stoßen und die Bewegung fände ein jähes Ende. Gleichzeitig muss der Kopf beim Armheben zur Waagrechten auf der Fläche der Gelenkpfanne nach unten gleiten. Das geschieht durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Muskeln. Stellen Sie sich also vor, wie beim Heben Ihres Armes ihr Oberarmkopf in der Gelenkpfanne nach unten rutscht. Übertreiben Sie das Bild ruhig soweit, dass Ihr Oberarmkopf seitlich am Körper bis zu Ihrem Oberschenkelkopf der gleichen Seite hinuntergleitet. Wenn Ihr Oberarmkopf dort angekommen ist, senken Sie wieder langsam den Arm. Wiederholen Sie diese Bewegung einige Male mit dem Fokus des nach unten gleitenden Oberarmkopfes. Das ist eine wunderbare Prophylaxe gegen das häufige Einklemmen der Muskelsehne unter dem Schulterdach (Impingement-Syndrom). Vergleichen Sie nach einigen Wiederholungen die Beweglichkeit der Arme und üben Sie dann mit der anderen Seite.
Verkörpern der Funktion verbessert die Funktion!