Atmen ist Leben IV

Atmen ist Leben IV

Atmen ist Leben IV 3508 2480 Angelika Grassel

Nachdem wir nun einzelne Aspekte der Zwerchfellarbeit in den vergangenen Monaten kennengelernt haben, stellt sich nun die Frage, weshalb sich die Rippen bei der Einatmung weiten – vor allem im Bereich der Rippenbögen. Man könnte ja vermuten, dass ein nach unten tretendes Zwerchfell die Rippen ebenfalls nach unten zieht. Dieses Phänomen lässt sich über die Zwei-Phasen-Atmung erklären!
Phase 1: Zu Beginn der Einatmung senkt sich das Zwerchfell bis zur Brustbeinspitze – hier hat das Zwerchfell die kürzesten Fasern!
Phase 2: Die längeren Fasern seitlich und hinten haben jedoch noch genügend Potential, sich zu verkürzen (siehe im April) und ziehen somit in der zweiten Phase der Einatmung die unteren Rippen  seitlich nach oben. Ziel dieser zweiten Phase ist es, den Raum für die Lungen durch die Bewegung der Rippen nach allen Seiten zu vergrößern!

Auf der schematischen Darstellung links deuten die kleinen Pfeile auf den Rippen die Bewegung an: Das Zwerchfell senkt sich nach unten, Rippen und Brustbein heben sich an, um den Atemraum für die Lunge zu vergrößern. Bei der Ausatmung geschieht das Entgegengesetzte: Die Filamente der Zwerchfellfasern gleiten wieder auseinander und die Rippen senken sich. Bei der weiteren Ausatmung steigt das Zwerchfell noch etwas weiter nach oben. In der zweiten Phase werden also Punctum fixum und Punctum mobile vertauscht! Auch die Zwischenrippenmuskulatur unterstützt diese Bewegung.

 

Kleine Anleitung für den Alltag:
Stehen Sie entspannt und zentriert auf Ihren Beinen. Vergegenwärtigen Sie sich vor dieser kleinen Anleitung noch einmal die Lage Ihres Zwerchfells im Körper. Legen Sie Ihre Hände leicht auf Ihre Rippenbögen und nehmen Sie einige Atemzüge lang die Bewegung unter Ihren Händen wahr: Beim Einatmen heben sich Ihre Hände etwas an, beim Ausatmen senken sich Ihre Hände wieder. Halten Sie nun Ihre Hände vor Ihrem Brustkorb, in Höhe der Rippenbögen. Visualisieren Sie, wie sich beim Einatmen das Zwerchfell senkt. Gleichzeitig heben sich die Rippen – diese Bewegung führen Sie mit Ihren Händen aus! Beim Ausatmen geschieht das Gegenteil: Die Zwerfellfasern verlängern sich und lassen es nach oben steigen. Gleichzeitig senken sich die Rippen und Sie begleiten diese Bewegung mit Ihren sich senkenden Händen!
Eine treffende Metapher für die Rippenbewegung ist die Henkelbewegung eines Eimers. Das folgende Bild verdeutlicht das.
Die untere Darstellung zeigt die Bewegung der Rippen und die Metapher der Henkelbewegung. Die obere Darstellung verdeutlicht die Bewegung des Brustbeins bei der Einatmung.
Lassen Sie sich einige Atemzüge lang auf diese Metapher ein – lassen Sie die Funktion in Ihren Körper, in Ihr Bewusstsein sickern.
Verkörpern der Funktion verbessert die Funktion!