Atmen ist Leben VI

Atmen ist Leben VI

Atmen ist Leben VI 3508 2480 Angelika Grassel

Der Beckenboden bei der Atmung

Auch der Beckenboden ist in das unglaublich umfangreiche System der Atmung eingebunden! Das Kennen und Verkörpern der Beckenbodenaktivität hilft uns, die ganzheitlichen Aspekte unserer Atmung um einen zusätzlichen Bereich zu erweitern. Mit jedem neuen Baustein dieser Atemserie wird das Verständnis für Zusammenhänge klarer, die einzelnen Komponenten der Funktion können besser koordiniert werden!
In der schematischen Darstellung können Sie erkennen, dass Zwerchfell und Beckenboden wie zwei horizontale Böden den Bauchraum oben und unten begrenzen. Beim Einatmen gehen beide Böden in die gleiche Richtung – sie senken sich!
Betrachten wir jedoch die Muskelfunktion (ineinander gleiten/auseinander gleiten: siehe im April-Beitrag), verhalten sich die Muskelfasern der beiden Böden wie Gegenspieler! Beim Einatmen gleiten die Filamente der Zwerchfellfasern ineinander, um den Brustraum zu erweitern. Dadurch entsteht ein Druck nach unten auf die Bauchorgane. Diesen Druck nimmt der Beckenboden auf, indem die Muskelfilamente hier auseinander gleiten! Sie können sich vorstellen, dass die nach unten tretenden Organe den Beckenboden wie ein Netz, in welches ein Apfel fällt, weitet! Die Filamente gleiten bei der Einatmung auseinander! So erfährt auch unser Beckenboden bei jedem Atemzug ein dynamisches Training!

Kleine Anleitung für den Alltag:
Da wir heute den Fokus auf den Beckenboden legen, kann es hilfreich und entlastend sein, im Liegen zu üben. Legen Sie sich entspannt auf den Rücken und unterlagern Sie Kopf und Kniekehlen mit einem kleinen Kissen. Visualisieren Sie Zwerchfell und Beckenboden als zwei horizontale (im Liegen: senkrechte) Böden, die den Bauchraum oben und unten (kopfwärts und fußwärts) begrenzen. Lassen Sie Ihre Atmung ruhig ein- und ausströmen und stellen Sie sich vor, wie diese zwei Böden sich bei der Einatmung senken und bei der Ausatmung wieder heben. Sie bewegen sich also in die gleiche Richtung! Lassen Sie sich einige Atemzüge auf diese Visualisation ein – für Ihre Bauch- und Beckenorgane bedeutet diese Bewegung eine gleichmäßige Massage!
Im zweiten Schritt legen Sie Ihren Fokus auf die Muskelfunktion des Beckenbodens. Beim Einatmen gleiten die Muskelfilamente auseinander, der Beckenboden weitet sich und nimmt den Druck der Bauch- und Beckenorgane auf! Vielleicht hilft Ihnen nochmal die Vorstellung der verschränkten Finger: Bei der Einatmung gleiten die Finger auseinander, beim Ausatmen gleiten sie
ineinander.
Lassen Sie sich auch auf dieses Bild einige Atemzüge lang ein! Visualisieren Sie so exakt und vielfältig wie möglich die Arbeit der Muskelfasern Ihres Beckenbodens. Vielleicht gelingt es Ihnen nach einigem Üben, das Filamentgleiten des Zwerchfells und des Beckenbodens gleichzeitig zu visualisieren! Auch im Bereich des Beckenbodens – ähnlich wie bei den Bauchmuskeln – ist es nicht sinnvoll, durch dauerhaftes Anspannen diese natürlichen Bewegungen zu unterbinden.
Verkörpern der Funktion verbessert die Funktion!